Mein Übersetzen in die Mundart (2)

Aus dem Italienischen. Ein berühmtes Gedicht reizte seit einem Venedig-Aufenthalt

In Venedig stieß ich 2019 auf eine kleine Buchhandlung in einer schmalen Gasse. In der Calle Perdon des Sestriere San Polo druckt, verlegt und verkauft Damocle Edizione Bücher. Besonders zogen mich die schmalen Quarthefte voller Poesie an. Darunter war eines mit dem Gedicht „L’infinito“ von Giacomo Leopardi einschließlich Übersetzungen in Deutsch, Engelisch und Französisch.

Giacomo Leopardi - Buch mit dem Titel L`InfinitoIm Hotel. Gelegen zwischen Zattere und der Accademia, las ich per Internetsuche mehr über den Autor und sein Gedicht von 1825. Es ist berühmt ist in Italien. Die Faszination für das Original und seine Übersetzungen von berühmten Autoren blieb einige Jahre erhalten.

Aber es dauerte, bis ich meine Idee umsetzte, dieses Gedicht in Mundart, nicht zu übersetzen, sondern zu übertragen. Also seine Motive und seinen Aufbau als Inspiration zu nutzen. Irgendwie stellte ich mir vor, die Naturbeschreibung des Anfangs, passt auch in die Landschaft des Kraichgau.

Dazu halfen die kunstvollen Übersetzungen von Heye, Rilke oder Enzensberger wenig. Deshalb erstellte ich eine wörtliche maschinelle Übersetzung als Rohfassung, um frei weiter daran arbeiten zu können.

Entstanden ist

Unfassbar
sehr freie Übertragung des italienischen Gedichts
L’Infinito von Giacomo Leopardi (1825)

Gern bin ich immer gschliche uf des abgelegne Stickl

Mit seiner griene Heck, die wie e Wand do wächst,

Un driwwer naus net viel zum Sehe lässt.

Dann sitz ich do un stier ins heiter Weitere

Wo mirs gedenkt, wie‘s still sei kann. Die Ruh

Isch absolut zu spüre in dem Moment

Gesch in dich un dei Herz isch mol net hibbelich.

Un wenn de Wind hersch durch die Hecke raschle,

Sei Stimm, und dodezu denksch an die Ruh,

Setzt dir des zu. Grad so wie des, was

Ewig un drei Dag isch, vergeht als Johreszeite oder grad

In unsrer Zeit, so leeft un voll zu heere kriegsch.

Unfassbar, was do alles zamme kummt.

Mein Kopf werd in was Uferloses nei gedunkt:

Was bessers konn em net bassiere.

Das Original

Sempre caro mi fu quest’ermo colle,
E questa siepe, che da tanta parte
Dell’ultimo orizzonte il guardo esclude.
Ma sedendo e mirando, interminati
Spazi di là da quella, e sovrumani
Silenzi, e profondissima quiete
Io nel pensier mi fingo; ove per poco
Il cor non si spaura. E come il vento
Odo stormir tra queste piante, io quello
Infinito silenzio a questa voce
Vo comparando: e mi sovvien l’eterno,
E le morte stagioni, e la presente
E viva, e il suon di lei. Così tra questa
Immensità s’annega il pensier mio:
E il naufragar m’è dolce in questo mare.